Jahrhunderte alt, das Handwerk des Zimmermanns. Auszug aus einer Museumstafel "Mit Föllaxt und Breitaxt "beschlug" der Zimmermann den Baumstamm zu einem vierkantigen Bauholz. Der Abbund, das Zurechtschneiden der Hölzer und Anbringen der Holzverbindungen, geschah dann auf dem Zimmerplatz. Vom Fällen der Fichte im Walde bis zum Aufrichten des Dachstuhles, einschließlich der Dacheindeckung, war alles Arbeit des Zimmermanns. Auch der Innenausbau eines Holzhauses wie Treppenbau, Täfelung, Verlegung der Fußböden, ja selbst das Herstellen von Fenstern und Türen wurde oft von ihm besorgt." |
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Der Zimmermann Die Zimmermannstracht Ausstattung für die Wanderschaft Gaben statt Lehrgeld Der Zimmerleut Ehrenlied |
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Der Zimmermann Die Zimmermannstracht. Zahlreiche Kleidungsstücke der Zimmerleute hatten eigene Namen. Der Hut hieß >>Obermann<<, das schmale Krawttenband des Hemdes >>Ehrbarkeit<<. Den dicken, gewundenen Stock, mit dem die Zimmerer auf die Wanderschaft gingen, nannten sie >>Stenz<<. Die Kleidungsregeln waren überaus streng: Wer ohne Hut oder Halsbinde auf der Straße angetroffen wurde, mußte sein Fehlverhalten bei der nächsten Versammlung öffentlich rechtfertigen. Ausstattung für die
Wanderschaft. Auch für die Arbeitssuche gab es feste Regeln. Der Geselle nahm die Reisetasche ab und breitete ein rotes Tuch über ihr aus. Den Stock knöpfte er unter dem Rock ein. Dann klopfte er dreimal kräftig an die Tür des Meisters. Das folgende Frage- und Antwortritual war genau festgelegt: "Mit Gunst und Erlaubnis. Ist der löbliche Hauszimmermeister zu sprechen?" - "Der bin ich." - "Mit Gunst und Erlaubnis. Einen freundlichen Gruß vom ehrbaren Zimmermeister, bei dem ich sechs Wochen in Arbeit gestanden, von der Frau Meisterin und Jungfer Schwester, auch von allen in Arbeit stehenden Nebengesellen, ingleichen den fremden Gesellen sowie dem ganzen ehrbaren Zimmermannhandwerk in der Königlichen Residenzstadt an den ehrbaren Meister, die Frau Meisterin und Jungfer Schwester, auch an alle hier in einer freien Reichs- und Handelsstadt in Arbeit stehenden Gesellen und das ganze ehrbare Zimmermannhandwerk allhier, und will ich, der gegenwärtige Zimmergesell, den ehrbaren Meister angesprochen haben um acht oder vierzehn Tage Arbeit, oder so lang' es dem Meister und mir gefällig ist, nach Handwerks Brauch und Gewohnheit." - "Ich sage schönen Tag", erwiderte der Meister. Sofern er den Gesellen zur Arbeit nahm, mußte dieser sich bei den Altgesellen im Ort melden und sich ins Gesellenbuch eintragen lassen. Gaben statt Lehrgeld. Im 15. Jahrhundert betrug die Lehrzeit oft drei Jahre. Ein Revaler Meister hatte dem Lehrjungen drei Paar Schuhe sowie Hosen, Hemden und Schürzen zur Verfügung zu stellen. Am Ende der Ausbildung erhielt der Lehrjunge vom Meister das komplette Zim mermannswerkzeug: Zimmerbeil, Axt, Spitzbohrer, Hobel und Schnur sowie laut Zunftordnung >>van allen Dingen en<<. Entsprachen diese Dinge nicht den Erwartungen des Lehrjungen, konnte er dagegen protestieren und die Angelegenheit vor die Ältesten der Zunft bringen. Diese entschieden, ob der Meister rechtens gehandelt hatte oder ob er zur Nachbesserung verpflichtet war. Arbeiten des Zimmerers. Zimmerleut sind brave Leut. Die man braucht zu aller Zeit: / Kaiser, König, Fürsten, Grafen / Könnnen sie ja nicht entraten. In dem deutsch und welschen Land / Ist das Handwerk wohl bekannt. / Manchen Bau tun wir ausführen. / Unser Handwerk tut florieren. Gehen wir in grünen Wald, / hauen Bäume jung und alt, / Messens ab, wie es der Brauch, / Schlagen dann die Schnur darauf Haut brav drauf der Zimmennann / Mit dem Fallheil was er kann, / Mit dem Breitbeil haut mit Fleiß / Das Zollmaße gleicher Weis. Das Bauholz ist oftmals schwer. / Heißt es: "Bringt Wendhaken her! "/ Mit Klemmhaken schlägt er an: / Ist ein braver Zimmermann. Weiht der Bauherr das Holz ein / Mit einer guten Flaschen Wein, / Sind wir Zimmerleut bedacht, / Zimmern drauf bei Tag und Nacht. Bund- und Zwergaxt zum Geschirr, / Mit der Säge schneiden wir, / Daß man sagt zu dieser Zeit: / Redlich sind die Zimmerleut. Mit dem Rötel macht ein Zeichen, / Braucht den Neper auch desgleichen. / Manches Schloß, ja manche Stadt / Hat der Zimmermann gemacht. Zimmerleut tun viel ausstehen: / Müssen schier vor Hitz vergehen, / Muß allzeit geduldig sein, / Fällt oft Kält und Regen ein. Ach was wollt man fangen an, / Wenn nicht wär der Zimmermann! / Müßte mancher bald erfrieren: / Zimmerleut den Bau ausführen. Ich find ihres gleichen nicht. / Zimmerleut verachte nicht! / Wenn ein mancher steig so hoch, / Wird er zittern mit dem Loch. Zimmerleiit, die soll man ehren. / Wie die Schrift dich solchs tut lehren: / Unser Bruder Jesus Christ /Josephs Sohn gewesen ist. Ich wünsch Euch alles zum Beschluß, / Euren Feinden zum Verdruß, / Glück und Segen auf der Welt! Und hernach das Himmelszelt. |